
Alles im Fluss
Die IKB versorgt Innsbruck mit quellfrischem Trinkwasser. Doch dabei bleibt es nicht. Auf dem Weg in die Haushalte wird mit dem Wasser Strom erzeugt und bei der Reinigung des Abwassers wertvolle Wärme entnommen. So nützt die IKB das Wasser mit all seiner Kraft, bevor es zurück in den natürlichen Kreislauf geht.
Innsbrucker Wasser: ein Lebensmittel bester Qualität
Der Weg des Innsbrucker Trinkwassers beginnt in den kalkreichen Gesteinsschichten der Nordkette. Etwa zehn Jahre benötigt ein Regentropfen, um durch den Fels zu sickern. Während seiner Reise wird er natürlich gereinigt – die Nordkette wirkt wie ein Biofilter. Außerdem reichert er sich mit wertvollen Mineralstoffen wie Calcium, Kalium und Magnesium an.
Das Ergebnis ist feinstes Trinkwasser, das ganz ohne chemische Aufbereitung auskommt. „Die Natur liefert uns ein Lebensmittel in bester Qualität“, erklärt Ing. Joachim Schlatter. Der IKB-Mitarbeiter im Geschäftsbereich Wasser ist unter anderem für die vielen Trinkwasseranalysen in Innsbruck verantwortlich. Denn ob die Qualität auch wirklich passt, wird laufend im Labor kontrolliert.
Die EU-Trinkwasserverordnung gibt strenge Grenzwerte vor, die von den Ländern eingehalten werden müssen. In Summe werden jährlich über 200 Trinkwasseranalysen durchgeführt, darunter mikrobiologische und chemische Untersuchungen. Diese ergeben, dass das Innsbrucker Trinkwasser zu 100 Prozent genießbar ist. „Wir können uns glücklich schätzen. Das Quellgebiet an der Nordkette befindet sich im Naturpark Karwendel, welcher Teil des Natura-2000-Netzes ist“, sagt Schlatter. „Hier gibt es so gut wie keine menschlichen Einflüsse, keine intensive Landwirtschaft oder Industrie. Der Niederschlag kann unberührt in den Untergrund fließen.“

Mühlauer Quelle liefert Wasser und elektrische Energie
90 Prozent des Innsbrucker Trinkwassers kommen aus dem Karwendelgebirge und werden in der Mühlauer Quelle gefasst. In den letzten Jahren hat die IKB einen neuen Stollen errichtet, der den Weg des Wassers auch in Zukunft ebnet: Denn Innsbruck wächst. Und jede:r Bewohner:in verbraucht im Schnitt täglich 106 Liter Wasser. Die enorme Menge wird zum Teil durch den neuen über 600 Meter langen Stollen aus dem Berg geleitet.
Dabei wird alle Energie des Wassers mitgenommen. Und zwar wortwörtlich. Die Mühlauer Quelle ist zugleich ein Kraftwerk. Sie erzeugt seit mehr als 70 Jahren elektrische Energie aus dem Trinkwasser, das vom Stollen in einen großen Speicher, den sogenannten Hochbehälter, fließt. Zwei Turbinen mit einer Gesamtleistung von sechs Megawatt arbeiten dafür rund um die Uhr. Sie stellen Strom für rund 10.000 Innsbrucker Haushalte bereit.
Im Hochbehälter wartet das Wasser schließlich auf seine Nutzung. Der Begriff gibt Hinweis auf seine Funktionsweise: Der Wasserspeicher befindet sich höher als die Haushalte, die damit versorgt werden. So kann das Wasser durch den natürlichen hydraulischen Druck zu den Innsbruckerinnen und Innsbruckern transportiert werden. Weitere Pumpen sind keine nötig. „Der Hochbehälter der Mühlauer Quelle hat ein Fassungsvermögen von 26.400 Kubikmetern. Er speichert das Wasser für Zeiten erhöhten Bedarfs“, erklärt Schlatter. Untertags wird mehr verbraucht als in der Nacht. „Auch für große Brände und Löscheinsätze halten wir Reserven zurück. So kann Innsbruck zu jeder Zeit verlässlich mit quellfrischem Trinkwasser versorgt werden.“

Das Innsbrucker Wasser kommt direkt von der Nordkette. Damit das so bleibt, wurde in den letzten Jahren ein neuer Trinkwasserstollen gebaut.
Wasserleitungen: die Lebensadern der Stadt
Über ein dichtes Netz an Leitungen gelangt das Wasser in die Stadt. Was sich unter unseren Füßen abspielt, unterliegt höchsten hygienischen Standards und wird laufend gewartet. Die IKB erneuert jedes Jahr zwischen ein und zwei Prozent aller Wasserleitungen in Innsbruck. „Das Durchschnittsalter der Hauptleitungen lag 2024 bei nur 39,6 Jahren. Innsbrucks Trinkwassernetz ist also nicht überaltert“, so der IKB-Experte.
Wenn das Wasser in den Haushalten und Betrieben verbraucht wurde, ist seine Reise aber noch lange nicht zu Ende. Jetzt fließt es zur Kläranlage. Genauso wie die Trinkwasserleitungen wird auch das Kanalnetz in Innsbruck stetig ausgebaut, gewartet und gereinigt. Denn das Abwasser muss sicher und ohne Überflutungen seinen Weg durch die Stadt finden. Vom weitest entfernten Anschluss in Innsbruck bei Kranebitten erreicht es in vier Stunden die IKB-Kläranlage in der Roßau.
Die IKB reinigt hier nicht nur die Abwässer von Innsbruck, sondern auch von den Umlandgemeinden. Außerdem wird aktuell das Leitungsnetz ins Stubaital verlängert. Bald fließt dann auch das Abwasser aus Neustift, Fulpmes, Telfs und Mieders in die IKB-Kläranlage.
Die IKB-Kläranlage macht Abwasser wieder frisch
Bis zu 2.000 Liter Abwasser strömen pro Sekunde durch die Klärbecken. „Die große Reinigungsleistung der Innsbrucker Kläranlage ergibt sich aus einer Vielzahl mechanischer, biologischer und chemischer Reinigungsschritte“, erklärt IKB-Betriebsleiter Julian Widmoser, MSc, vom Geschäftsbereich Abwasser. „Im Grunde befinden wir uns in einem Hochtechnologiepark.“ An mehreren Bildschirmen verfolgt Widmoser die laufenden Prozesse auf der Anlage und die Kennzahlen zum Abwasser.
Die Kläranlage arbeitet vollautomatisch. Erst fischen grobe Rechen alles aus dem Wasser, was nicht hineingehört: zum Beispiel Wattestäbchen, Feuchttücher oder Küchenabfälle. Dieses „Störgut“ wird entnommen und zur Verbrennungsanlage gebracht. „Im Jahresschnitt entnehmen wir zwischen 300 und 400 Tonnen Material.“ Anschließend wird das Abwasser angehoben, damit es die Klärbecken ungehindert passieren kann.
In einem ersten Becken werden Öl und Sand mechanisch gefiltert. Dann machen sich viele Mikroorganismen an die Arbeit. Sie fressen Schadstoffe aus dem Wasser und machen daraus Klärschlamm, der sich am Boden der Becken sammelt. „Dieser Klärschlamm wird abgepumpt und in zwei Faultürme gebracht, wo Klärgas entsteht. So kann die Kläranlage bis zu 65 Prozent des eigenen Energiebedarfs selbst decken“, sagt Widmoser.
In einer dritten Reinigungsstufe werden Nährstoffe wie Phosphor durch chemische Verfahren entnommen. „Die Kläranlage war zum Zeitpunkt der Errichtung eine der modernsten in Europa, und sie wird ständig umgebaut. Alles ist in Bewegung, um den Anforderungen an unser Abwasser auch in Zukunft gerecht zu werden“, erklärt der IKB-Abwasserexperte. Denn Phosphor etwa wird langsam knapp und ist für die Düngemittelproduktion wichtig. Künftig sollen aber auch Spurenstoffe von Medikamenten aufgereinigt werden. „Wir bereiten uns aktuell auf diese neue vierte Reinigungsstufe vor.“





INNERGY: Heizen mit Abwasser?
Und es passiert noch mehr, damit die Ressource Wasser bestmöglich genutzt und im Kreislauf gehalten werden kann. Die IKB untersucht im Rahmen des Forschungsprojekts INNERGY, wie das warme Abwasser als Energiequelle eingesetzt werden könnte. „Wir möchten die Abwärme des Abwassers nutzen und ins Fernwärmesystem von Innsbruck einspeisen“, so DI (FH) Bernhard Larcher, IKB-Geschäftsbereichsleiter der Energieservices. „Da der Abwasserstrom sehr groß ist, geht es um eine erhebliche Wärmemenge, die bald viele Innsbrucker Haushalte versorgen könnte.“
Schon heute wird nach diesem Prinzip der IKB-Standort in der Roßaugasse beheizt. Ein Wärmetauscher am Boden der Kanalisation entnimmt die Wärme des Abwassers und gibt sie an eine Wärmepumpe weiter, die mithilfe elektrischer Energie für Heizwärme sorgt. Das gesamte Kanalnetz kann allerdings nicht mit Wärmetauschern ausgestattet werden, da die Wärme des Abwassers auch für den Reinigungsprozess in der Kläranlage wichtig ist. „Um die laufenden Prozesse der Wasserreinigung nicht zu beeinträchtigen, wollen wir die Wärme des Abwassers erst ganz zuletzt entnehmen – bevor das gereinigte Wasser in den Inn zurückfließt. Das Potenzial ist groß“, so Larcher.
Zurück in die Natur
Übrigens: Das Wasser, das die Kläranlage verlässt, ist so rein, dass es ohne Bedenken zurück in die Natur geleitet werden kann. Über atmosphärische Prozesse wird es nun wieder zu Niederschlag, der vom Himmel kommt und uns mit Leben versorgt. So beginnt der natürliche Kreislauf von vorn.
Wasserkreislauf in Zahlen:
- Bis zu 1.500 Liter Trinkwasser sprudeln pro Sekunde aus der Mühlauer Quelle. Über das Jahr liefert die IKB rund elf Millionen Kubikmeter quellfrisches Trinkwasser an die Innsbrucker:innen.
- 466 Kilometer lang sind alle Innsbrucker Wasserleitungen zusammen. Sie werden laufend ausgebaut, damit das Trinkwasser zuverlässig zu seinen Abnehmer:innen kommt.
- 258 Kilometer misst das Kanalnetz unter Innsbruck. Auch in Zeiten des Klimawandels, wenn Starkniederschläge mehr werden, muss es einwandfrei funktionieren. Dafür gibt es eigene Rückhaltebecken.
- 20 Millionen Kubikmeter Abwasser werden jedes Jahr in der IKB-Kläranlage in der Roßau mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt. Das entspricht 20 Füllungen des Innsbrucker Baggersees.
- Bald kommen auch die Abwässer des Stubaitals ins Innsbrucker Klärwerk. Die IKB reinigt dann das Abwasser aus Innsbruck und 18 Umlandgemeinden, bevor es zurück in den natürlichen Kreislauf gelangt.