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Vom „Überschuss“ zur wertvollen Wärme

Der Betrieb von Schwimmbecken und Schwimmhallen benötigt viel Energie. In den Bädern der IKB wird die Wärme im Kreis geführt und damit CO2 eingespart. Wie das genau funktioniert, erklärt der stellvertretende Bereichsleiter und Nachhaltigkeitsbeauftragte der IKB-Bäder Roland Maurer.

Mancher Schatz liegt gut verborgen. Kaum jemand der Badegäste des Hallenbads Amraser Straße ahnt, dass sich im historischen Turm ein gigantischer Pufferspeicher versteckt. Er versorgt die Becken und Schwimmhallen mit ökologischer Wärmeenergie. Mithilfe einer Power-to-Heat-Anlage im Keller sorgt er außerdem für ein stabiles Stromnetz. Der stellvertretende Bereichsleiter und Nachhaltigkeitsbeauftragte der IKB-Bäder, Roland Maurer, erklärt, wie der Wärmekreislauf funktioniert, wo Energie eingespart wird und welche Maßnahmen gesetzt werden, um bald vollständig auf Erdgas verzichten zu können.

Der Turm des Hallenbads Amraser Straße findet bei Besucher:innen kaum Beachtung. Was passiert dort? 

Dort steht ein Speicher mit 80 Kubikmeter Wasser. Umgerechnet sind das 80.000 Liter – eine enorme Menge. Das Wasser wird mit überschüssigem Strom aus dem IKB-Netz aufgeheizt, wenn die elektrische Energie anderweitig nicht gebraucht wird. Später werden die Becken und Schwimmhallen damit beheizt.

Stimmt es, dass in den Anfängen des Hallenbads bereits ein solcher Speicher existierte?

Man möchte es kaum glauben, aber das Schwimmbad wurde in den Jahren 1927 bis 1929 ganz in der Nähe des Gaswerks gebaut, um die Abwärme einfach nutzen zu können. Im Turm wurde schon damals ein Warmwasserspeicher errichtet. Eine rundum nachhaltige Geschichte war das! Als das Gaswerk in den 1970ern übersiedelte, hat man begonnen, mit Erdgas zu heizen. Alternative Energien waren damals noch kein Thema.

Seit 2019 liefert die Power-to-Heat-Anlage wieder ökologische Wärmeenergie für das Bad. Wieso ist das aus energetischer Sicht sinnvoll?

Für ein stabiles Stromnetz ist es wichtig, dass dieselbe Menge Strom geliefert wie verbraucht wird. Erneuerbare Energien wie Sonne, Wind und Wasser unterliegen großen Schwankungen. Mal wird wenig, mal viel produziert. Nicht immer passt das Angebot mit der Nachfrage zusammen. Um Überlastungen zu vermeiden, muss Strom aus dem Netz abgenommen werden. Hier kommt unsere Power-to-Heat-Anlage ins Spiel. Sie wandelt die elektrische Energie in Wärme um.

Wie funktioniert der Prozess genau?

Die Power-to-Heat-Anlage wird zugeschaltet, wenn es zu viel Strom im Netz gibt. Im Prinzip funktioniert sie wie ein großer Boiler. Sie ist sehr leistungsstark und kann die 80 Kubikmeter Wasser innerhalb von vier Stunden auf bis zu 96 Grad Celsius erhitzen. Durch isolierte Leitungen wird das heiße Wasser in den Turm gepumpt, wo es im Pufferspeicher verbleibt, bis es für das Hallenbad gebraucht wird.

Im Hallenbad Amraser Straße sorgt ein gigantischer Pufferspeicher für Wärme.

Und wenn es keinen Stromüberschuss gibt?

Dann wird leider nach wie vor Gas gebraucht. Wir konnten den Verbrauch aber deutlich reduzieren: 2013 waren noch 2,7 Millionen Kilowattstunden Gas nötig, um das Hallenbad Amraser Straße zu beheizen. 2024 nur mehr 958.000 Kilowattstunden. Das sind 65 Prozent weniger Erdgas.

65 %

weniger Erdgas verbrauchte das Hallenbad Amraser Straße 2024 im Vergleich zu 2013.

Wie kommt das warme Wasser aus dem Speicher in die Becken und Duschen?

Der Tank aus Edelstahl füllt den Raum fast bis zur Decke. Er verfügt über eine dicke Isolierung mit zwei Schichten, sodass kaum Wärme entweichen kann. In einem geschlossenen Kreislauf fließt das Wasser vom Pufferspeicher über einen Wärmetauscher zu den Heizkreisen für die Becken, Duschboiler und die Raumluft. Der Wärmetauscher verteilt die Wärmeenergie an die verschiedenen Leitungssysteme.

Was passiert mit dem verbrauchten Wasser?

In den IKB-Bädern werden insgesamt über acht Millionen Liter Wasser im Kreis gepumpt. Mithilfe von Filtern wird das verbrauchte Wasser gereinigt und Frischwasser zugeführt. Damit das Frischwasser nicht von null weg aufgeheizt werden muss, verwenden wir die Wärmeenergie des für die Reinigung der Filter abgeleiteten Wassers wieder. So wird das Frischwasser bereits temperiert, bevor es aufgeheizt wird. Die Wärme verbleibt im Kreislauf.

Und die warme Abluft der Badehallen?

Auch bei den Lüftungen wird die Wärme rückgeführt. Ventilatoren sorgen dafür, dass frische Luft in die Schwimmhallen, Saunen und Garderoben strömt und verbrauchte Luft abfließen kann. Wir erwärmen die ankommende Luft mit der Energie der Abluft. Es wäre dumm, diese Energie verpuffen zu lassen. Ein sogenannter Kreuzstromwärmetauscher übernimmt diesen Job. Er entzieht die Wärme der Abluft und gibt sie an die kalte, frische Luft ab. Zusätzlich wird aus der Fortluft der Schwimmhallen durch Wärmepumpen weitere Energie rückgewonnen. Das ist einfache Physik: Feuchte Luft kann mehr Wärme aufnehmen.

Eine Klimaanlage für die Stadt?

Das ist ein wenig übertrieben, aber das Prinzip stimmt. Es lohnt sich, die benötigte Wärmeenergie so effizient wie möglich einzusetzen. Unsere Gäste vergessen oft: Auch im Sommer ist viel Wärme nötig, um die Bäder zu betreiben. Das Bade- und Duschwasser muss schließlich von etwa acht Grad Celsius auf 30 bis 38 Grad Celsius aufgeheizt werden. Niemand will kalt duschen.

Apropos kalte Duschen. Aufgrund der Energiekrise mussten zuletzt viele Bäder zusperren. Müssen sich die Innsbruckerinnen und Innsbrucker um ihren Badespaß sorgen?

Nein, niemand muss sich um die IKB-Bäder sorgen. Durch vorausschauende Planung und frühzeitige Sanierung, wenn Reparaturen anstehen, sind unsere Bäder in einem guten Erhaltungszustand. Dadurch ließ sich in den letzten Jahren viel teure Energie einsparen.

Wie viel Energie ist nötig, um die IKB-Bäder zu beheizen?

Das hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt: 2013 haben die IKB-Bäder noch insgesamt elf Millionen Kilowattstunden Energie verbraucht. Das entsprach dem Jahresverbrauch von 3.000 Einfamilienhäusern! Im Jahr 2024 waren es nur mehr 6,7 Millionen Kilowattstunden. Über die Jahre konnte der Energieverbrauch also um knapp 40 Prozent reduziert werden. Und noch besser: Von der benötigten Energie kommen mittlerweile 58 Prozent aus erneuerbaren Energien.

Wie war das in so kurzer Zeit möglich?

Indem wir die Lüftungen modernisiert und die Dämmungen verbessert haben. Auch die Dächer der Hallenbäder wurden erneuert und die Fenster auf den neuesten Stand gebracht. Bessere Heizregelungen führen dazu, dass Energie effizienter eingesetzt werden kann. Alle Reparaturen und Neuanschaffungen zielen darauf ab, Erdgas einzusparen. Das ist mir auch ein persönliches Anliegen.

Welche Maßnahmen wurden noch gesetzt, um CO2 einzusparen?

Die IKB hat konsequent in nachhaltige Energien investiert. Das Hallenbad Olympisches Dorf wird mit der Abwärme aus dem Biomassekraftwerk des Klärwerks beheizt. Dadurch ist es bereits seit 2019 komplett fossilfrei. Seit letztem Jahr werden auch das Hallenbad Höttinger Au und das Dampfbad Salurner Straße mit Fernwärme betrieben. Im Freibad Tivoli ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe im Einsatz, die 80 Prozent der Heizenergie für die Becken liefert.

Was ist in Zukunft geplant?

Auch im Hallenbad Höttinger Au, im Dampfbad Salurner Straße und im Hallenbad Amraser Straße möchten wir Wärmepumpen mit Grundwasser errichten. Damit können wir bis 2030 hoffentlich komplett auf Erdgas verzichten. Schon heuer werden wir in den Innsbrucker Bädern um 90 Prozent weniger Erdgas verbrauchen als zu fossilen Zeiten.

Gibt es weiteres Kreislaufpotenzial?

Im Dampfbad Salurner Straße läuft gerade ein Pilotprojekt, bei dem die Wärme des Duschwassers rückgewonnen werden soll. So können wir in Zukunft auch beim Duschen in den IKB-Bädern wertvolle Heizenergie einsparen.

Was können die Besucherinnen und Besucher tun, um mitzuhelfen?

So erstaunlich es klingt, sie sollen vor dem Schwimmen aus hygienischen Gründen duschen. Wenn weniger Schmutz- und Hautpartikel im Badewasser landen, muss weniger Frischwasser zugesetzt werden, und wir sparen zusätzlich Energie ein. Es ist unser Ziel, gemeinsam mit unseren Gästen Innsbrucks Bäder so nachhaltig und energieeffizient wie möglich zu machen.

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