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Von der Turbine bis zur Steckdose
Die IKB versorgt ihre Kund:innen mit sauberer Energie aus Wasser, Sonne und Biomasse. Zuverlässige Netze sorgen dafür, dass der Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit fließen kann. Alles, was nicht sofort benötigt wird, verbleibt im Kreislauf.
Der Ursprung des Stroms für Innsbruck liegt unterhalb des Brenners. Von dort aus schlängelt sich die Sill über eine Strecke von 42 Kilometern und 1.700 Höhenmetern ins Inntal. Nach gut 30 Kilometern und 1.500 Höhenmetern gelangt das Wasser zum Kraftwerk Obere Sill. Das mehr als 100 Jahre alte Kraftwerk liegt unterhalb der Europabrücke und zählt gemeinsam mit dem Kraftwerk Untere Sill zum Herzstück der Innsbrucker Energieversorgung.
Bis der Strom von den Kraftwerken in den Haushalten und Betrieben ankommt, passiert aber so einiges: Über eine Länge von sieben Kilometern wird das Wasser gereinigt, von Müll und Sand befreit, bevor es auf die drei großen Turbinen des Kraftwerks Obere Sill trifft. Die Geschwindigkeit des Wassers setzt die Turbinen in Gang und erzeugt durch einen Generator Strom. „Pro Sekunde können im Kraftwerk bis zu 12.000 Liter Wasser zu Strom verarbeitet werden“, so DI Herbert Schmid, IKB-Geschäftsbereichsleiter der Strom-Erzeugung. „Alleine dieses Kraftwerk macht elektrische Energie für etwa 29.400 Innsbrucker Haushalte.“
Wasser und Sonne liefern Strom



Saisonale Schwankungen
Die Erträge aus Photovoltaik sind im Sommer größer. Dann sind die Tage länger, und die Sonnenstrahlen treffen in einem günstigeren Winkel auf die Erde. Eigentlich kommt aber die ganze Energie der Kraftwerke aus der Sonne, auch die Wasserkraft ist von der Sonne abhängig: Das Wasser verdunstet durch die Energie der Sonne, es steigt auf, bildet Wolken, regnet ab und rinnt über die Flüsse wieder in Richtung Meer. Es ist ein Kreislauf. Auch Wasserkraftanlagen erzeugen daher im Winter weniger Energie als in der warmen Jahreszeit. „Im Winter schneit es zwar, aber die Flüsse führen weniger Wasser. Dadurch haben die Sill und die Ruetz weniger Wasser und somit auch weniger Kraft, um unsere Turbinen anzutreiben“, so Schmid. „Beim Stromverbrauch ist es genau andersherum: Im Winter sind die Tage kälter und kürzer. Wir brauchen mehr Strom für Licht und Wärme.“
Aus Abfall wird Energie
Eine weitere nachhaltige Lösung bieten Biogasanlagen: Die IKB betreibt drei kleinere Blockheizkraftwerke, die mit Klärschlamm aus dem Klärwerk, Holzgas aus der Holzverbrennung und Deponiegas von der Abfalldeponie laufen. Bei der Verbrennung entstehen Wärme und Strom, die direkt genutzt werden können. So versorgt das Holzgaskraftwerk das Hallenbad Olympisches Dorf das ganze Jahr mit Wärme.
Der Weg des Stroms
Für die Stromverteilung gibt es verschiedene Spannungsebenen. Die Wasserkraftwerke der IKB befinden sich auf der Mittelspannungsebene, die Einzelhaushalte auf der Niederspannungsebene. Um den Strom „umzuspannen“, sind Transformatoren nötig. „Man kann sich einen Transformator wie einen Eisenkern vorstellen, um den auf zwei Seiten Windungen herumgewickelt sind“, erklärt Ing. Reinhard Fohringer, MA, Experte für Energiewirtschaft im Geschäftsbereich Strom-Netz der IKB.
Die Anzahl der Windungen gibt Aufschluss darüber, wie sehr sich die Spannung verändert. „Die großen IKB-Kraftwerke speisen mit Spannungen von 10.000 bis 25.000 Volt ins Stromnetz ein. Zu den Haushalten wird der Strom mit 400 Volt geliefert.“
Durch die Stromverteilung und Leitungswiderstände geht ein Teil der Energie verloren. Dieser Anteil kann durch gute Planung und unterirdische Netze wie in Innsbruck geringgehalten werden. Außerdem wird der Strom möglichst nah am Ort des Verbrauchs umgespannt. Deswegen stehen im Stadtgebiet rund 700 Umspannstellen. „Das sind die kleinen grauen Häuschen, die jeder kennt.“

Smartes Ablesen
Schließlich wird der Strom nach Bedarf genutzt. Die Kund:innen knipsen das Licht an, bedienen den Herd oder die Waschmaschine. Digitale Stromzähler machen es möglich, dass jeder und jede den Überblick über den eigenen Stromverbrauch behält. Bei den richtigen Einstellungen liefert der sogenannte Smart Meter laufend Informationen über den aktuellen Stromverbrauch an die Abnehmer:innen.
Neue Speicherlösungen
Wenn im Sommer oder zu den Mittagsstunden mehr Strom produziert wird, als verbraucht werden kann, spricht man von Überschussstrom. Dieser kann für später nutzbar gemacht werden. Die IKB tüftelt an kleinen wie großen Lösungen: Sie betreibt rund 28.000 Warmwasserboiler in ganz Innsbruck. Über eine Rundsteueranlage können die Boiler flexibel gestartet werden. „Der Überschussstrom erhitzt das Wasser, auch wenn es gerade noch nicht benötigt wird. Im Endeffekt ist das ein Speicher“, sagt Fohringer.
Bisher wurden diese Boiler nachts betrieben, wenn der Stromverbrauch niedrig und die Netzlast gering war. Inzwischen setzen die Kundinnen und Kunden aber vermehrt auf Photovoltaik, sodass immer mehr Überschussstrom in der Tagesmitte entsteht. Deshalb werden die Warmwasserboiler nun zu Mittag betrieben. Sie liefern warmes Wasser für den Feierabend.
Stabile Netze für die Zukunft
Je mehr elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, desto wichtiger werden Speichertechnologien. Theoretisch könnte man Strom in großen Lithium-Ionen-Akkus speichern. Für eine Stadt wie Innsbruck wären die Speicher allerdings gigantisch und die Energieverluste groß.
Die IKB arbeitet an einem innovativen Speicher beim Kraftwerk Obere Sill. Der Speicher ähnelt einem großen Schiffscontainer, in dem Speichermodule verbaut sind. Mit einer Kapazität von mehr als sechs Megawattstunden funktioniert der Speicher ähnlich wie ein handelsüblicher Akku. Die Energie wird durch einen chemischen Prozess gespeichert und – wenn er benötigt wird – rückgewandelt und von einem Pol zum anderen transportiert. „So kann der Speicher dabei helfen, kurzfristige Schwankungen auszugleichen“, erklärt Projektleiter DI Lukas Hirschhuber. „Das Netz kann dauerhaft stabilisiert und die Energie im nachhaltigen Kreislauf weiterverwendet werden.“
Stromkreislauf in Zahlen
- Rund 99,2 Prozent des Stroms, den die IKB erzeugt, stammen aus eigenen Wasserkraftwerken. Neben dem Flusswasser der Sill und der Ruetz wird auch das Innsbrucker Trinkwasser für die Stromerzeugung genutzt.
- Bis zu 12.000 Liter Wasser werden in der Sekunde im IKB-Kraftwerk Obere Sill zu elektrischer Energie verarbeitet. Damit können über 29.000 Haushalte versorgt werden.
- Nur 6,4 Minuten war 2024 jede IKB-Kund:in ohne Strom. Das IKB-Netz zählt damit zu den zuverlässigsten Stromnetzen Österreichs.
- Rund 700 Umspannstellen im Stadtgebiet bringen die elektrische Energie mit der richtigen Spannung in die Haushalte und Unternehmen.
- Mehr als 28.000 Warmwasserboiler werden von der IKB betrieben und als temporäre Stromspeicher eingesetzt. Sie nehmen elektrische Energie aus dem Netz ab, wenn diese nicht benötigt wird.
- 6,8 Megawattstunden elektrische Energie soll ein neuer Stromspeicher beim Kraftwerk Obere Sill speichern können. Damit kann Energie in Zeiten des Stromüberschusses zu Zeiten höheren Strombedarfs verlagert werden kann.