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Recycling von der Weinflasche zum Trinkglas
Im Recyclinghof in der Roßau werden Wertstoffe gesammelt und für ein zweites Leben fit gemacht. Wie Recycling genau funktioniert und was wir alle tun können, damit möglichst viele Dinge im Kreislauf bleiben.
An der Einfahrt des Recyclinghofs Roßau begrüßt die Innsbruckerinnen und Innsbrucker ein großes Schild: „Zum Wegwerfen viel zu schade? Dann ab damit in unsere Re-Use-Ecke!“ Das Schild gibt Hinweis darauf, worum es hier geht. Nämlich nicht um das Wegwerfen von Gegenständen, sondern ums Wiederverwerten. Denn vieles kann zurück in den Material- und Nutzungskreislauf finden. Wenn es nur richtig entsorgt wird.
Schauplatz Recyclinghof
Nebendran fährt ein Fahrzeug mit einer großen Walze an einem beweglichen Arm auf den Sperrmüllcontainer zu: Die Walze senkt sich, beginnt langsam zu rotieren, und scharfe Spitzen graben sich in das Holz von alten Stühlen, Tischen und Kästen. Der Walzenverdichter komprimiert jeden Tag etliche Wertstoffe in den Containern des IKB-Recyclinghofs. So können mehr Materialien auf weniger Platz gelagert und transportiert werden. Das spart wertvolle Ressourcen.
„Wenn wir Fehlwürfe in den Containern entdecken, fischen wir diese Dinge raus und entsorgen sie dort, wo sie hingehören“, erklärt Sabrina Jenewein, MBA. Sie ist im IKB-Geschäftsbereich Abfallwirtschaft in der Roßau tätig. Die Mitarbeiter:innen können aber nicht alle Container im Blick behalten. Es kommt also auch auf die Innsbruckerinnen und Innsbrucker an, dass aussortierte Gegenstände neue Nutzer:innen finden.

Wiederverwenden und wiederverwerten
Jährlich werden am Recyclinghof 16.000 Tonnen unterschiedlicher Materialien gesammelt. Über 60 Prozent aller Abfälle in Österreich werden durch Recycling wiederverwendet. Um diese Quote zu erreichen, müssen die Wertstoffe vorher richtig getrennt werden. „Am besten funktioniert das für den Recyclinghof, wenn schon zuhause vorsortiert wird“, sagt Jenewein. Wenn auf dem Recyclinghof viel los ist, passiert es sonst schnell, dass Wertstoffe im falschen Container landen. An Spitzentagen kommen 1.400 Fahrzeuge in den IKB-Recyclinghof. Da muss es gerade an den Wochenenden schnell gehen. Wer sich bei der Trennung unsicher ist, kann die zwölf Mitarbeitenden um Rat fragen.
Im besten Falle landen viele Dinge in der Re-Use-Ecke. Hier können auch die „noamol-Boxen“ abgegeben werden. Die IKB hat das Projekt „noamol“ im Jahr 2022 gemeinsam mit der ATM und der Stadt Innsbruck entwickelt. In die „noamol-Box“ gehören Gegenstände, die noch funktionstüchtig sind, aber nicht mehr gebraucht werden. Solche Boxen können bei mehreren Recyclinghöfen in den Bezirken Innsbruck, Innsbruck-Land und Schwaz abgeholt und auch wieder zurückgebracht werden. Die Mitarbeitenden von sozialwirtschaftlichen Einrichtungen wie Ho&Ruck oder WAMS bereiten die gesammelten Gegenstände auf und verkaufen sie weiter. So werden noch nutzbare Dinge vor der Tonne bewahrt.
Müllvermeidung hat oberste Priorität
„Ganz nach dem Prinzip der Abfallhierarchie hat Müllvermeidung bei uns die oberste Priorität“, sagt Emanuel Baumüller, BA. Der Umweltpädagoge und Abfallberater bei der IKB zeigt schon Kindern an Schulen, wie man richtig mit Wertstoffen umgeht. „Wenn es nicht möglich ist, Müll zu vermeiden, sollte er zumindest wiederverwendet werden“, erklärt Baumüller. „Ist auch das schwierig, folgen das Recycling und die weitere Verwertung. Wertstoffe wie Kunststoff, Metall, Papier und Glas werden wiederverwertet, und der Rest- und Sperrmüll sowie der Biomüll werden zum Beispiel genutzt, um Energie zu produzieren.“
So funktioniert es auch bei den meisten Haushaltsabfällen. Jede:r Innsbrucker:in produziert jährlich rund 400 Kilogramm Müll. Nachdem die Mülltonnen geleert werden, sortieren verschiedene Systeme die Stoffe im Recyclingzentrum Ahrental noch weiter. Dort werden Wertstoffe wie Metalle aussortiert. „Das funktioniert am besten, wenn die einzelnen Komponenten zuhause richtig getrennt werden“, sagt Baumüller. Wenn also der Joghurtbecher in Papieretikett, Aludeckel und Plastikbecher zerlegt wird.
So bleiben die Wertstoffe im Kreislauf
Die meisten Wertstoffe wie Glas, Metall, Papier und Kunststoff können sehr oft recycelt werden. Plastik wird zum Beispiel gereinigt und in kleine Granulate gehäckselt, um anschließend wieder zu neuen Verpackungen verarbeitet zu werden, erklärt der Abfallberater. „Es ist also ein Kreislauf.“
Um Glasflaschen und Schraubgläser wiederzuverwerten, werden zunächst die Deckel vom Glas getrennt und alles gereinigt. Die Glasscherben werden eingeschmolzen und anschließend als neue Glasbehältnisse gegossen. Für eine möglichst effiziente Weiterverwertung ist es wichtig, dass die Gläser nach Farben sortiert werden. Denn schon eine Flasche Buntglas kann 500 Kilogramm Weißglas verunreinigen. Wem zuhause ein Wasser- oder Weinglas kaputtgeht, muss dies allerdings im Restmüll und nicht im Glasabfall entsorgen. „Das ist ein klassischer Irrglaube“, erklärt Sabrina Jenewein. „Trinkgläser haben andere Schmelzeigenschaften und verunreinigen deshalb das Altglas.“
„Papier und Kartonagen werden in großen Wasserbehältern aufgeweicht. Dadurch trennen sich die Papierfasern und können weiterverarbeitet werden“, so Baumüller. „Sie werden dann auf Rollen getrocknet, gebügelt und vielleicht sogar noch gefärbt, um schlussendlich zum Beispiel wieder als Schulheft verwendet zu werden.“ Weiche Papiermaterialien wie Taschentücher, Toilettenpapier, Küchenrolle und Servietten gehören allerdings nicht in die Papiertonne, sondern in den Restmüll. Denn sie sind oft stark verschmutzt und ihre Fasern zu schwach, um erneut zu Papier verarbeitet zu werden.

Aus Rest- und Biomüll wird Energie
Was in der Restmülltonne landet, kann meist nicht direkt recycelt werden. Es geht nach der Aussortierung von noch verwertbaren Wertstoffen wie beispielsweise Metall in die thermische Restabfallverwertungsanlage, wo aus dem Müll Wärme erzeugt und elektrische Energie produziert wird. Ähnliches passiert mit den Bioabfällen. Diese werden entweder der Kompostierung zugeführt oder in der IKB-eigenen Biogasanlage in Innsbruck zusammen mit Klärschlamm vergoren und zu Strom verarbeitet. Dies ist der letzte Schritt einer langen Entsorgungskette.
Abfall oder doch Upcycling?
Und was geschieht mit Abfällen, die keinem Recyclingcontainer zugeführt werden können? Wer unsicher ist, kann direkt beim Recyclinghof nachfragen oder im Abfall-ABC der IKB nachsehen. Dort haben die Mitarbeitenden der IKB neben Problemstoffen, die separat entsorgt werden müssen, auch einige Upcycling-Ideen gesammelt. Wieso nicht aus der alten Kleidung eine Tasche zaubern? Oder die leeren Weinflaschen in Trinkgläser verwandeln? Nach dem Motto „Aus Alt mach Neu“ lassen sich sehr viele Gebrauchsgegenstände mit etwas Köpfchen wiederverwenden.

Abfallkreislauf in Zahlen
- 16.000.000 Kilogramm an Sperrmüll, Altgeräten, Problemstoffen und vielen weiteren Abfällen werden durchschnittlich jedes Jahr am Recyclinghof Roßau gesammelt, sortiert und für einen neuen Lebenszyklus vorbereitet.
- Über 60 Prozent aller Abfälle in Österreich können mittlerweile recycelt werden – wenn sie vorher richtig getrennt und entsorgt werden.
- 22 Entsorgungsfahrzeuge der IKB sind täglich im Einsatz, um Biomüll, Papier und Restmüll von den Innsbrucker:innen abzuholen. Dieser Müll kann zu einem guten Teil direkt recycelt werden.
- 400 Kilogramm Müll produziert jede Person in Innsbruck im Jahr. Die IKB ist vor allem für das Sammeln und Sortieren des Abfalls zuständig, damit dieser bestmöglich einer neuen Bestimmung zugeführt werden kann.